Wie lange sollten Kinder im Elternbett schlafen? Ein Leitfaden

Die Entscheidung, ob das Kind im Familienbett schlafen soll oder nicht, gehört zu den häufigsten Diskussionen, die sich Eltern stellen. Besonders für das Elternteil, das den Alltag mit den Bedürfnissen des Kindes balanciert, kann die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für das "Abnabeln" vom Familienbett eine echte Herausforderung darstellen. 

Im Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Perspektiven, wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Tipps, um zu einer gut überlegten Entscheidung zu kommen.

Was ist das Familienbett?

Das Familienbett bezeichnet eine Praxis, bei der Eltern und Kinder zusammen im gleichen Bett schlafen. Während es einige Eltern während der ersten Lebensjahre praktizieren, ziehen es andere vor, das Kind bis in die frühe Grundschulzeit mit im Bett schlafen zu lassen.

Vorteile des Familienbetts

  1. Bindung und Nähe: Gerade in den ersten Lebensjahren ist der enge körperliche Kontakt für das Kind wichtig, um eine starke Bindung durch Nähe und Zuwendung zu den Eltern aufzubauen. Das gemeinsame Schlafen fördert den Austausch und stärkt das Vertrauen sowie die kindliche Entwicklung. Das Kind darf geborgen wachsen.
  2. Stillen in der Nacht: Mütter, die stillen, finden es oft praktischer, wenn das Baby oder Kleinkind in der Nähe schläft, um nachts leichter und schneller stillen zu können. Das Kind im Elternbett schlafen zu lassen, fördert auch die selbst bestimmte Mutterschaft in der Stillzeit.

  3. Besserer Schlaf: Einige Eltern berichten, dass sowohl sie selbst als auch ihre Kinder besser schlafen, wenn sie zusammen im Bett schlafen. Besonders in den ersten Jahren können Kinder oft Ängste oder Schlafprobleme haben, die durch die Nähe von Mama und Papa beruhigt werden.

  4. Sicherheit: Das beieinander Schlafen kann für Eltern ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, weil sie schnell auf das Baby und Kind reagieren können, wenn es aufwacht oder eine Unruhe hat. Eltern und Kinder dürfen sich wohl fühlen im gemeinsamen Bett.

Gibt es Nachteile?

Wie bei jeder Erziehungsentscheidung gibt es auch beim Familienbett mögliche Herausforderungen, die bedacht werden sollten. Nicht jeder Haushalt oder jede Familie wird mit dieser Praxis gut zurechtkommen.

Einschränkung der Privatsphäre:

Eltern, die Co-Sleeping praktizieren, berichten häufig von einem Mangel an Privatsphäre, was besonders in Partnerschaften zu Spannungen führen kann. Es kann schwierig werden, intimen Raum zu finden, wenn das Kind im Bett schläft. Kreative Lösungen und ein offener Austausch der Elternteile ist gefragt.

Schlafgewohnheiten:

Manche Eltern merken, dass ihre Kinder schwieriger lernen, alleine zu schlafen, wenn sie zu lange im Familienbett schlafen. Es besteht die Gefahr, dass das Kind sehr an den elterlichen Körperkontakt gewöhnt wird und Schwierigkeiten hat, im eigenen Zimmer zu schlafen.

Gefährdung der Schlafqualität:

Besonders wenn das Kind viel Platz im Bett beansprucht, kann der Schlaf der Eltern beeinträchtigt werden. In manchen Fällen können Schlafstörungen oder -mangel durch das Schlafen im Elternbett entstehen. Es fehlt ausreichend Platz für alle. 

Sicherheitsrisiken:

Auch wenn es selten vorkommt, gibt es Studien, die besagen, dass das Schlafen mit Kleinkindern im selben Bett unter bestimmten Bedingungen (z. B. übermäßige Bettwäsche, weiche Matratzen oder Alkoholkonsum bei den Eltern) ein Sicherheitsrisiko darstellen kann.

Wie lange sollten Kinder im Familienbett schlafen?

Die Frage nach der Dauer des gemeinsamen Schlafens ist nicht einfach zu beantworten, denn die Antwort hängt stark von den individuellen Bedürfnissen und Wünschen der Familie ab. Es gibt jedoch einige allgemeine Empfehlungen und Richtlinien.

1. Babys und Kleinkinder (bis 2 Jahre)

Die ersten zwei Lebensjahre eines Kindes sind besonders prägend, und viele Eltern entscheiden sich, ihr Baby oder Kleinkind im Familienbett schlafen zu lassen. In dieser Zeit sind enge Nähe und körperlicher Kontakt wichtig, sowohl für die emotionale Entwicklung des Kindes als auch für die praktische Erleichterung des nächtlichen Stillens. Die American Academy of Pediatrics (AAP) empfiehlt, dass Säuglinge in den ersten Monaten im Elternzimmer schlafen, jedoch nicht im selben Bett. Dies soll das Risiko von plötzlichem Kindstod (SIDS) verringern.

Für stillende Mütter kann es jedoch sehr praktisch sein, das Baby in unmittelbarer Nähe zu haben. Solange Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, wie das Entfernen von Kissen, Decken und anderen potenziellen Gefahrenquellen, kann das Familienbett in den ersten Jahren eine gesunde Lösung sein und bietet mehr Ruhe, wenn das Baby die nächtliche Nähe braucht.

2. Vorschulalter (2–5 Jahre)

Im Vorschulalter wird es häufig schwieriger, das Kind weiterhin im Familienbett schlafen zu lassen. In dieser Phase ist es hilfreich, sanfte Schlafgewohnheiten zu etablieren und dem Kind zu ermöglichen, im Bett im eigenen Zimmer zu schlafen, während es gleichzeitig das Gefühl der Nähe zu den Eltern beibehält.

Es gibt jedoch keine Regeln. Einige Familien bevorzugen es, weiterhin gemeinsam in einem Bett zu schlafen, während andere den Übergang zu einem eigenen Bett in dieser Phase beginnen.

3. Schulalter (ab 5 Jahren)

Ab dem Alter von fünf Jahren beginnen viele Kinder, ein eigenes Bett zu bevorzugen. Wenn ein Kind jedoch weiterhin im Familienbett schlafen möchte, ist es wichtig, dies zu respektieren, solange es keine negativen Auswirkungen auf den Schlaf der Eltern hat. Die eigenen Bedürfnisse sollten wahrgenommen werden. Der Übergang sollte ruhig und ohne Druck erfolgen, indem dem Kind alternative, unterstützende Schlafgewohnheiten angeboten werden.

Tipps für den Übergang zum eigenen Bett

  1. Langsame Einführung: Beginnt damit, das Kind nachts in seinem eigenen Bett schlafen zu lassen, aber mit der Möglichkeit, zu den Eltern zu kommen, wenn es sich ängstlich fühlt.

  2. Ein gemütliches Bett schaffen: Sorgt dafür, dass das eigene Bett des Kindes ansprechend und bequem ist. Ein Lieblingskuscheltier oder ein besonderes Nachtlicht kann helfen, das eigene Bett zu einem sicheren und vertrauten Ort zu machen.

  3. Rituale und Sicherheit: Schafft feste Einschlafrituale, die dem Kind Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Lest zum Beispiel ein Buch oder singt ein Lied.

  4. Geduld haben: Lasst das Kind wissen, dass es in Ordnung ist, wenn es sich anfangs unsicher fühlt, aber dass es auch weiterhin geliebt wird.

Fazit: Es gibt keine feste Regel

Es gibt keine feste Regel dafür, wie lange Kinder im Familienbett schlafen sollten. Jedes Kind und jede Familie ist einzigartig, und es gibt keine "richtige" Antwort. Die Entscheidung sollte auf den individuellen Bedürfnissen des Kindes und der Eltern basieren. Wichtig ist, dass Eltern die Sicherheit und das Wohlbefinden ihrer Kinder immer im Blick behalten und auf die Signale ihres Kindes achten. Der Übergang sollte in einem respektvollen und behutsamen Prozess geschehen, der das Kind unterstützt und ihm hilft, Vertrauen in seine eigenen Schlafgewohnheiten zu entwickeln.